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Informationen für das mitbetroffene Umfeld
Für Familie und Angehörige, für Freunde und Arbeitskolleg*innen,
für alle Mit-Betroffenen
Um dich in der Begegnung mit den verwaisten Eltern zu unterstützen, diese Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit zu überbrücken, habe ich auf dieser Seite hilfreiche Tipps und zu vermeidendes Verhalten zusammengesammelt. Es kann dir helfen, die Betroffenen auf ihrem Weg, den sie nun gehen müssen, zu begleiten und ihnen Stütze zu sein. Möchtest du ein persönliches Gespräch, melde dich bitte gerne bei mir.
Begleitung verwaister Eltern
Eine dir nahestehende Person erlebt gerade einen unfassbaren Verlust: ihr bzw. sein Kind ist verstorben. Es ist wohl das Schlimmste, was einem widerfahren kann und macht uns alle betroffen. Man fühlt sich hilflos, man ist sprachlos. Fragen und Gedanken, die dir vielleicht durch den Kopf gehen, können sein:
° Was sage ich am besten? Was ist richtig, was ist falsch? Ich sage besser nichts, ich habe Angst, etwas Falsches zu sagen!
° Ich fühle mich betäubt, überfordert und schockiert. Mir fehlen die Worte, ich bin sprachlos!
° Sie oder er will bestimmt Ruhe haben, ich melde mich am besten nicht, ich möchte nicht aufdringlich sein.
°Ich komme selber mit meinen Gefühlen nicht klar, ich will diesen Schmerz nicht auf sie übertragen.
°Sie oder er will bestimmt nicht schon wieder mit dem Thema konfrontiert werden, am besten ich tue so, als wäre nichts geschehen.
Hilfreich für betroffene Eltern kann sein ...
Da-Sein
Ein nettes Wort, gesagt oder geschrieben oder eine persönliche, kleine Aufmerksamkeit können das Gefühl vermitteln, nicht ganz alleine zu sein. Doch oft fehlen einem die Worte oder es gibt nichts zu sagen. Auch das darfst du aussprechen bzw. ist es eine große Unterstützung gemeinsam mit den Betroffenen diese Schwere der Stille auszuhalten und zu er-tragen. Oft braucht es keine Worte, nur jemanden der da ist. Dies kann sehr hilfreich sein.
Aus-Halten
Diese erdrückende Stille, diesen unerträglichen Schmerz, diese unfassbare Hilflosigkeit gemeinsam aus-halten kann Halt geben in dieser Zeit, in der sich die Betroffenen im freien Fall befinden. Und auch aushalten, wenn Betroffene auf eine Art und Weise reagieren, die du so vielleicht noch nicht kennst von ihnen, oder du dich dadurch verletzt fühlst. Betroffene sind mit Gefühlen konfrontiert, die sie in dieser Intensität wahrscheinlich noch nicht erlebt haben, zeigen Verhaltensweisen, die ihnen völlig fremd erscheinen, haben Gedanken, die sie erschrecken, fühlen sich womöglich komplett verrückt. Und ja, man wird durch diese Krisensituation aus der Bahn geworfen, wird ver-rückt! Durch den Schock und emotionalen Stress werden Hormone im Körper unkontrollierbar aktiviert und es ist unmöglich "normal" zu agieren und reagieren. Doch all dies ist ganz normal in einer nicht normalen Situation. Diese Gefühle müssen Aus-druck finden, gefühlt werden dürfen, um so verstanden werden zu können und an Druck und Intensität zu verlieren.
Hin-Hören
In den Gesprächen miteinander geht es nicht nur ums Zuhören, es geht ums Hin-hören, sich den Betroffenen zuwenden, hören, was sie erlebt haben, erleben und spüren. Vielleicht auch hören, was (noch) nicht ausgesprochen werden kann oder "darf". Und auch geduldig sein, wenn manche Gedanken und Erlebnisse immer wieder erzählt werden. Dies ist oft der einzig hilfreiche Weg, um diese Erfahrung zu verarbeiten.
Nach-Fragen
Du sollst im Gespräch mit den Betroffenen nicht aus deinem eigenen Empfinden und Erleben schließen und interpretieren. Frag immer wieder nach, wie etwas gemeint war, ob du es richtig verstanden hast und ob deine Unterstützung hilfreich ist.
Hilfe sein
Das heißt, nicht nur Hilfe anbieten, sondern aktiv helfen. Betroffene haben nicht die Kraft um Hilfe zu bitten, meist nicht mal die Kraft, um auf Hilfsangebote zurückzugreifen. Sag oder schreib nicht nur, dass du für sie da bist, sondern sei da. Frag nach, wenn du nicht sicher bist, ob deine Hilfe unterstützend ist und nimm ein "Nein" nicht persönlich.
Du kannst z.B. Arbeiten im Haushalt übernehmen, Erledigungen abnehmen, einkaufen gehen, dich um die Geschwisterkinder kümmern oder für die Betroffenen kochen oder einen Kuchen vorbei bringen, egal ob vor die Türe gestellt oder gemeinsam gegessen. Es wird viel zu sehr unterschätzt, wie viel Kraft und Energie der Körper und die Psyche in der Zeit der Trauer, mit der Trauer-Arbeit verbrauchen. Schon kleine Gesten können Fürsorge vermitteln, Stütze sein und Kraft geben
Diese Aussagen und Verhaltensweisen solltest du vermeiden
° Du darfst deine Trauer und Betroffenheit zeigen, doch erwarte nicht, von den Betroffenen getröstet zu werden. Sie sind es, die Trost und Stütze brauchen in dieser Zeit. Wende dich an jemand anderen, der dir Hilfe und Stütze sein kann.
° Vermeide die Frage "Wie geht es dir?", etwas besser wäre z.B. "Wie geht es dir heute?".
° Gib keine Ratschläge, wie man sich zu verhalten hat. Ratschläge können sich anfühlen wie Schläge. Und erwarte kein "normales" Verhalten in dieser nicht normalen Situation. Trauer ist etwas sehr Individuelles und Persönliches und es gibt kein richtiges oder falsches Trauern.
° Vermeide Sätze wie "Ich versteh, wie du dich fühlst!", wenn du nicht "dasselbe" erlebt hast.
° Frag nicht, ob es schon besser oder noch schlecht geht. Diese Fragen vermitteln das Gefühl, zu lange oder falsch zu trauern und machen den Betroffenen Druck.
° Warum-Fragen zu Ablauf, Verlauf und durchgeführten Behandlungen - diese Fragen sind nicht hilfreich, außer sie werden von den Betroffenen aktiv angesprochen.
° Vermeide Sätze wie "Ich würde das nicht schaffen!", "Wie schaffst du das?". - Die Betroffenen wissen es selbst nicht.
° Vermeide es, die "vermeintliche" Stärke der betroffenen Person zu loben bzw. zu bewundern. Sie empfinden sich in dieser Situation meist nicht stark, fühlen sich eher sehr schwach und verwundbar.
° Sprich nichts an oder aus, womit du dann nicht umgehen kannst, wie z.B. "Ich würde sterben wollen!". Sei dir bewusst, dass diese Möglichkeit, dieser Gedanke auch in den Köpfen mancher Betroffener existiert! Meist bedarf es großer Kraft einen Tag nach dem anderen zu überleben, manchmal sogar eine Stunde nach der anderen.
° Benutze keine Durchhalte- oder Motivationsfloskeln wie "Alles wird gut!", "Du schaffst das!", "Du bist noch jung, du kannst weitere Kinder haben!", "Es war doch besser so! Sie ist jetzt erlöst!". Die betroffenen Eltern fühlen sich in ihrem Schmerz über den massiven Verlust durch diese Aussagen weder gesehen noch verstanden. Diese Sätze beschwichtigen ein Gefühl, das wahrgenommen werden möchte.
° Erwarte nicht, dass die betroffene Person wieder zurückkehrt zur Normalität - egal ob jetzt oder nach einer gewissen Zeit. Nach diesem großen Verlust gibt es für sie kein "normal" mehr, ihr Leben ist zerrissen in davor und danach. Dieser Verlust ist nun ein Teil ihres Lebens, wird es immer sein. Es wird wieder leichter werden, doch dies brauch Zeit, Geduld und viel Achtsamkeit.
° Vermeide es nicht, über das verstorbene Kind zu sprechen. Ja, es schmerzt und Gefühle kommen hoch, doch mit niemandem über sein Kind sprechen zu können macht Angst; Angst es so ganz zu verlieren und zu vergessen. Gemeinsames Erinnern kann Beweis sein für das Leben des Kindes und was es in seinem oder ihrem viel zu kurzen Leben alles erreicht und bewegt hat.
° Wende dich nicht von den Betroffenen ab! Wenn du keine Worte hast, sag das, zeig es, umarme sie (wenn es passend ist). Es braucht nicht immer große Worte oder Gesten, aber nichts verletzt mehr, als das Gefühl zu haben, gemieden zu werden.
° Frag nicht bei Anderen nach dem Empfinden der betroffenen Personen. Melde dich direkt bei ihnen, wenn es dich wirklich interessiert.
° Trauer-Arbeit ist intensive und anstrengende Arbeit! Setze Betroffene nicht unter Druck, etwas tun zu müssen. Häufig haben sie weder mentale noch körperliche Kraft dafür.
° Sei geduldig und verständnisvoll, wenn sich betroffene Eltern zurückziehen oder abwenden. Oft ist es für sie eine sehr große Belastung, dass sich die Welt, die durch diesen massiven Verlust für sie stehen geblieben ist, um sie herum wieder ganz normal weiter dreht.
"Appell der verwaisten Eltern"
von Dr. Erika Bodner, Psychologin und verwaiste Mutter (in: Ich wollte doch dein Leben schützen! Erleben, Sinnsuche und Trost nach dem Verlust des Kindes, 2002)
Für dich als verwaistes Elternteil
Für dich als betroffenes Elternteil kann es hilfreich sein, diese Informationen an deine Familie und Freunde weitergeben zu können, wenn dir selber die Worte und die Kraft dazu fehlen. Unter folgendem Link kannst du dir diesen Folder auch herunterladen und zum Weitergeben ausdrucken:
Weiters kann hier Ein Leitfaden für verwaiste Eltern und Angehörige heruntergeladen werden. Dieser wurde für die Kinderintensivstation (PICU, MC IV) am Kepler Uniklinikum Linz erstellt.
Darin werden
° erste notwendige organisatorische Schritte angegeben,
° Bestattungsmöglichkeiten genannt,
° Trauerreaktionen und -verhaltensweisen erklärt und
° Hilfsangebote und Anlaufstellen für ganz Österreich aufgelistet.
Tassilostraße 15/9
4642 Sattledt
+43 (0)677 / 64 12 10 19
oder gerne auch über das angeführte Kontaktformular:
Kosten
100 € / Stunde
Gerne biete ich vorweg ein gratis Informations- bzw. Kennenlerngespräch von 20-30 min an - persönlich oder auch telefonisch.
Psychosoziale Beratung wird nicht von der Gesundheitskasse übernommen. Die Bezahlung erfolgt in bar oder per Überweisung nach jeder Sitzung.
Termine gelten als verbindlich. Ich bitte um Verständnis, dass Absagen mindestens 24 Stunden vorher bekannt gegeben werden müssen. Im Falle späterer Stornierungen bzw. nicht wahrgenommener Termine müssen diese vollständig verrechnet werden. (Keine Rückerstattung möglich).
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